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История афганских войн

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Из другого окопа  

Аli-Аhmad-Djalali.Wunderwaffen - Kampfhub-schrauber gegen Stinger-Raketen


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Добавлено: 2007/09/03
Глава Афганистан -1979-1992
Годы событий: 1985
Аннотация:
Flugzeuge wirken auf die Moral. Sie erschrecken; sie pumpen aus; sie zerreißen die Nerven. Im allgemeinen töten sie nicht viele Männer." Captain Tom Wintringham, Ausbilder für die britische Guerilla Kriegführung im Jahre 1939.

Обсуждение произведений

Am 25. September 1986 krochen 35 Mudschahedin auf einen Berg 1,5 Kilometer nordostwärtig des Flugfeldes von Jalalabad. Es war am frühen Nachmittag, und sie versteckten sich fast drei Stunden in der Stellung. Sie gaben sich Mühe, unentdeckt in die Nähe der Start- und Landebahn zu kommen, weil sie sich nun direkt innerhalb der afghanischen Verteidigungsstellungen befanden. Der Kommandeur, Ghaffar, konnte die Soldaten in ihren Stellungen rund um die Landebahn deutlich sehen, die sich innerhalb des Zaunes befanden. An jedem Ende der Start- und Landebahn befanden sich mehrere Panzer und Schüitzenpanzer. Ghaffar überschritt seinen Auftrag, indem er so nahe herankam, er kannte jedoch das Gebiet, und seine Auflklärung zeigte ihm einen guten gedeckten Annäherungsweg, auf dem er sich ungesehen während des Tages annähern konnte.

Ich hatte Ghaffar persönlich für diese Operation ausgewählt, zusammen mit einem weiteren Kommandeur mit dem Namen Darwesh, der eine ähnliche Aufgabe in der Nähe von Kabul hatte. Für uns war es der Moment, den wir seit vier Jahren erwarteten, eine Chance, unseren gehaßten Gegner zu treffen. Diese beiden Kommandeure hatten den Auftrag, einen Kampfhubschrauber oder ein Kampfflugzeug mit der Stinger-Boden-Luft-Rakete abzuschießen. Auf den ersten Blick wurde es zu einem regelrechten Wettkampf zwischen diesen beiden Kommandeuren. In Rawalpindi, wo sie und ihre Teams ausgebildet worden waren, hatten sie sich gegenseitig herausgefordert, wer von beiden den ersten Abschuß erringt. Um ihren Enthusiasmus nicht zu bremsen, mußte ich faire Regeln aufstellen; daher konnte Darwesh zwei Tage eher starten, weil er den längeren Weg nach Kabul hatte. Es war einer der entscheidenden Momente des Krieges. Nach Jahren, in denen sie unfähig gewesen waren, den Gegner in der Luft effektiv zu bekämpfen, hatten die Mudschahedin nun eine Waffe, die sie verdienten.

Das lange Warten auf ein lohnendes Ziel wurde um 15 Uhr belohnt Alle Augen richteten sich in den Himmel, nicht weniger als acht Kampflhubschrauber Mi-24, der erbittertste Gegner der Mudschahedin, setzten zur Landung an. In Ghaffars Gruppe befanden sich drei Stinger-Raketen, deren Bediener sich nun aufstellten und ihre Stinger-Raketen auf den Schultern in Anschlag brachten. Ein weiterer Mudschahedin, der mit einer Videokamera bewaffnet war, wurde von der Aufregung geschüttelt, als er versuchte, die schnell landenden Hubschrauber zu filmen. Die Stinger-Bedienungen befanden sich in Rufentfernung zueinander und waren in einem Dreieck in den Büschen verteilt, weil es nicht sicher war, aus welcher Richtung ein Ziel auftauchte. Jedes Team bestand aus drei Mann, dem Schützen und zwei Ladeschützen die die Raketen: für ein schnelles Nachladen bereit hielten.

Obwohl die Stinger-Rakete eine effektive Kampfentfermmg von rund 3.000 Metern hat, wartete Ghaaffar darauf, daß die Kampflhubschrauber ihren Landeanflug begannen. Die Hind-Kampflhubschrauber befanden sich in einem Hinterhalt mit dem am weitesten entwickelten tragbaren, von der Schulter abgefeuerten westlichen Luftverteidigungssystem. Zum erstenmal wurden Stinger-Raketen gegen einen wirklichen Gegner einngesetzt. Die Stinger war erstmals 1981 in Deutschland zur Truppe gekommen und wurde bei der 82. US Airborne Division im folgenden Jahr eingeführt. Stingers w,vurden in Grenada im Oktober 1983 während der US-Tnvasion der Insel mitgeführt" jedoch nicht eingesetzt. Die Stinger-Rakete ist eine infrarot-hitzesuchende Rakette, die tieffliegende Hochgeschwindigkeitsflugzeuge sogar im Direktanflug abschießen kann. Die Rakete trägt einen hochexplosiven Gefechtskopf der gegen elektronische Gegenmaßnahmen unempfindlich ist. Wenn eine Rakete einmal auf die Wärmequelle eines Ziels ausgerichtet ist, kann keine andere Hitzequelle, wie z.B. Leuchtraketen, sie davon ablenken. Die einzige Möglichkeit, die Gefahr der Stinger-Rakete zu vermeiden, ist es, so hoch wie möglich zu fliegen, um außerhalb der Reichweite zu bleiben oder so viel Leuchtraketen auszustoßen, daß kein Intervall mehr zwischen den einzelnen ist. Dies erfordert natürlich, daß man genau weiß, wann die Leuchtraketen ausgestoßen werden müssen, weil man keinen unbegrenzten Vorrat mitführen kann. Bei diesem Beispiel wurde nicht eine einzige Rakete ausgestoßen, als die acht Kampfhubschrauber landeten. Der Angriff hatte ebenso den zusätzlichen Vorteil der völligen Uberraschung.

Die drei Schütze n warteten aut den Ruf Ghaffars. Dann wollten sie simultan feuern wobei jeder sein eigenes Ziel wählte. Das Zielen und Feuern wurde einfach gemacht. Der Bediener hält den Raketenwerfer oder Griff, wie das Militär ihn bezeichnete, auf der Schulter. Auf dem Werfer befindet sich ein Rohr, in dem die Rakete steckt, die über das Ende des Handgriffes hinausragt. Das Rohr wurde üblicherweise zurückgelassen, wenn die Rakete abgefeuert worden war; ich forderte jedoch, daß diese Rohre aus Sicherheitsgründen eingesammelt und zurückgebracht werden mußten. Dies war ebenso ein Beweis, daß ein Kommandeur die Waffe wirklich benutzt hatte und nicht versuchte, Munition zu horten oder die Raketen zu verkaufen. Ohne das leere Rohr gab ich keine weitere Munition mehr aus. Jeder Mudschahedin wählte einen Kampfhubschrauber durch die offene Visiereinrichtung des Werfers aus, das IFF-System (Identifikation Freund - Feind) signalisierte ihm ein gegnerisches Ziel mit einem Ton, und schon war die Stinger auf das Hitzeziel des Hubschraubers ausgerichtet. Wenn sich das Ziel außerhalb der Reichweite befand, konnte keine Identifikation erfolgen, und kein Geräusch war zu hören. Wenn der Abzug gedrückt und die Rakete abgefeuert wurde, konnte der Ladeschütze sofort nachladen, in Deckung gehen oder die Stellung wechseln. Es handelt sich hierbei und eine 'fire and forget'-Waffe, bei der es nicht mehr nötig ist, die Rakete in ihr Ziel zu lenken. Nichts außer einem Wunder konnte diese Rakete stoppen, wenn sie mit fast 1.800 Stundenkilometern auf ihr Ziel zuflog.

Der führende Kampfhubschrauber war noch etwa 200 Meter vom Boden entfernt, als Ghaffar'Feuer' schrie, die Rufe der Mudschahedin 'Allah u akbar' ertönten und die Raketen in den Himmel stiegen. Von den drei Raketen hatte eine eine Fehlzündung und fiel ohne zu explodieren ein paar Meter vor dem Schützen zu Boden. Die anderen beiden trafen ihr Ziel. Beide Kampfhubschrauber fielen wie Steine auf die Landebahn, wobei sie beim Aufschlag in Flammen aufgingen. Es gab nun ein wildes Durcheinander in den Feuerstellungen, die Waffen erneut zu laden und zu wechseln, weil jeder der Schützen in den Teams eine Chance haben wollte zu schießen. Es wurden zwei weitere Raketen abgeschossen, mit einem weiteren Abschuß und einem Fehlschuß. Ich glaube, daß ein oder zwei weitere Hubschrauber durch die überhasteten Landungen bcschädigt wurden, weil die Piloten versuchten, schnell in Deckung zu kommen. Fünf Raketen, drei Abschüsse, die Mudschahedin triumphierten.

Der Kameramann war so aufgeregt, daß er filmen wollte, während er umherrannte, so daß auf den Filmen nur verschwommene Bilder vom Himmel, von Büschen und vom steinigen Untergrund zu sehen waren. Er filmte jedoch den schwarzen Rauch, der aus den Wracks aufstieg. Später wurde dieses Video Präsident Reagan vorgeführt, während das Rohr der ersten Raketc dem CIA übergeben wurde, um es als Ausstellungsstück zu nutzen.

Dies war ein erinnerungswürdiger Tag. Ghaffar hatte seine Wette gewonnen, was zu einer sofortigen Feier genutzt wurde. In den folgenden Monaten schoß er zehn weitere Kampfhubschrauber oder Kampfflugzeuge mit Stinger-Raketen ab. Ich rief ihn nach Islamabad zu einem Treffen mit General Akhtar, der ihm für seine Bemühungen dankte.

Sein Rivale Darwesh hatte nicht so viel Glück in Kabul. Er hatte den Auftrag nicht zu nah an den Flughafen zu kommen, sondern vielmehr seine Stellung in der üblichen Einflugschneise zu wählen, in einiger Entfernung vom Flugfeld. Von dort aus wurden dann Raketenangriffe auf Kabul durchgeführt, um zu provozieren, daß Flugzeuge aufstiegen, um Vergeltungsschläge durchzufuehren. Ich schlug weiterhin vor, daß er versuchen konnte. während der Nacht näher an den Flugplatz heranzukommen, um sowjetische Transportflugzeuge abzuschießen. Nach mehreren Tagen fruchtlosen Wartens auf ein lohnendes Ziel besiegte seine Frustration sein besseres Wissen und er schoß auf einen Hochgeschwindigkeitsjet, der sich vom Schützen wegbewegte, auf extreme Entfernung. Die Rakete verfehlte ihr Ziel genauso wie zwei weitere Raketen. Er hatte die Regeln für den Angriff mit Stinger-Raketen gebrochen, die wir ihm während der Ausbildung eingebleut hatten, so daß er zu weiterem Unterricht zurückbeordert wurde. Der Zwischenfall wurde immer als persönlicher Fehler betrachtet, Darwesh kam jedoch mit gutem Mut zu seiner Wiederholungsausbildung. Zwei Wochen, nachdem er nach Afghanistan zueruckkehrte, hatte er zwei bestätigte treffer.

Nachdem Ghaffars Männer ihre Raketen abgelfeuert hatten, sammelten sie schnell die leeren Rohre ein und zerstorten den Blindgänger mit Steinen, weil sie keinen Sprengstoff hatten. Sie konnten die Rakete nicht in die Hände des gegners fallen lassen. Der Rückzug zu ihrem Stützpunkt verlief ohne Zwischenfälle obwohl sie eine Stunde lang aus einiger Entfernung aus Kampfflugzeuge bomben abwerfen hörten, dort, wo vorher ihre Stellung gewesen war.

In Jalalabad gab es an diesem Nachmittag keine sofortige Reaktion, nur ungläubiges Staunen. Wegen dcs Zwischenfalles wurde der Flugplatz für einen Monat gcschlossen. Als die Flüge dann fortgesetzt wurden, wechselten die Flugtechniken dramatisch. Die Hubschrauber führten keinen direkte Landeanflug mehr aus, sondern schwebten vielmehr in einer engen Spirale aus einer großen Höhe her ab, während alle paar Sekunden Leuchtkugeln zur Ablenkung der Sensoren der Raketen abgeschossen wurden.

Beide kommandeure gehörten zur Hekmatyars Partei, so daß am zweiten StingerAusbildungskurs zwei Kommandeure aus Khalis Partei teilnahmen, nämlich Mahmood aus Jalalabad und Arsala aus Kabul. Sie waren beide Veteranen, die wegen ihrer Leistungen im Gefecht sehr respektiert und von meinen Offizieren, die sie zuvor in Afghanistan begleitet hatten, sehr gelobt wurden. Unser Vertrauen in sie wurde dann bestätigt, nachdem sie beide erfolgreich ihre Stinger-Raketen abfeuerten.

Die Leistungen von Mahmood wurden jedoch durch seine späteren unverantwortlichen Handlungen beeinträchtigt. Er war so indiskret, es in den Nachrichten zu verbreiten, so daß die ganze Welt wußte, daß wir nun Stinger-Raketen gegen die Sowjets benutzten. Nach seinem ersten Abschuß in der Nähe des Sarubi Staudamms gab er einen ausgedehnten Bericht gegenüber einem Journalisten. Er gab sehr vertrauliche Informationen preis, einschließlich des ungefähren Standorts der Ausbildungsschule, sowie, daß ich für jeden bestätigten Abschuß dem Kommandeur zwei weitere Raketen übergab. Mahmood ließ es sogar zu. daß ein Mudschahedin mit einer Stinger fotografiert wurde.

Dies war ein sehr gravierender Bruch der Sicherheitsbestimmungen, er konnte jedoch nicht von unserer Freude ablenken, daß wir nun eine Waffe hatten, mit der wir den Krieg gewinnen konnten. Als dic Nachrichten bekannt wurden und sich unter den Mudschahedin verbreiteten, gab es eine Welle der Freude. Die Moral stieg. und ich war überwältigt von den Anforderungen jeder Partei Stinger-Raketen zu bekommen. Eine Stinger war das ultimative Statussymbol. Es war ebenso, wie ich glaube, der Wendepunkt des Feldzuges, soweit ich das für meine Vierjahresperiode beim ISI beurteilen kann. Unglücklicherweise wurde die Ankunft der Stinger-Raketc unnötigerweise verzögert - nicht durch Soldaten, sondern durch amerikanische und pakistanische Politiker.

Das erste Opfer der Stinger war der Hind-D Hubschraubcr geworden. Dies war teilweise die Rache für die Zerstörung, die er über die Jahre verursacht hatte, weniger wegen der verletzten Mudschahedin, jedoch für die zahllosen Zivilisten, Frauen sowie auch Kindern, die vorher niedergeschossen worden waren.

Der Hind-D war ein hervorragender Hubschrauber, der auf dem Gefechtsfeld nicht nur massive Feuerunterstuetzung gewährleisten sollte, sondern ebenso acht voll ausgerüstete Soldaten befördern konnte. Der Hubschrauber war, genauso wie sein amerikanisches Gegenstück, der Black Hawk. das Arbeitstier des Krieges, soweit es die Sowjets und Afghanen betraf. Unter seinen stummelfluegeln befanden sich vier Abwurfbehälter für Raketen oder Bomben. Mit einer vollen Kampfbeladung, konnte der Hubschrauber 128 ungelenkte Luft-Boden-Raketcn beförden und vier Napalm oder Sprengbomben, während seine Maschinenkanone mit einer Geschwindigkeit von lOO0 Schuß pro Minute feuern konnte. Innerhalb eines Jahres nach der sowjetischen Invasion kam das Modell D mit stark gepanzertem Boden und Cockpit für Pilot und Copilot in großen Zahlen in Afghanistan an. Der Kampfhubschrauber Mi-24 hat eine Besatzung von drei Soldaten. Der Pilot und der Copilot, der ebenfalls Richtschütze ist, sitzen hintereiander im vorderen Cockpit, wobei der eine den Kopf des anderen überragt. Der Bordmechaniker sitzt in der Hauptkabine bei den Soldatcn. Seine Panzerung machte ihn durch mittlere oder schwere Maschinengewehre nahezu unverwundbar. Wenn er in Höhen über 1.800 Meter schwebte, waren wir nicht in der Lage, ihn mit unseren SA-7 Raketen abzuschießen. Selbst wenn sich der Hubschrauber innerhalb der Reichweite dieser veralteten Boden-Luft-Raketen befand. reichten ein paar ausgestoßene Leuchtkugeln aus. um unsere Raketen abzulenken. Die technischen Details dieses Fluggeräts waren streng geheim. Irgendwann bot eine amerikanische Zeitschrift eine Million US-Dollar Belohnung für den ersten intakten Mi-24 Kampfhubschrauber, der erbeutet wurde. Ich habe bereits im Kapitel 5 beschrieben, wie zwei dieser Kampfhubschrauber den US-Behörden übergeben wurden, nachdem ihre Piloten desertierten.

Wir waren in den folgenden Jahren in der Lage, einige dieser Kampfhubschrauber mit den Stinger-Raketen abzaschießen. Unsere Erfolge waren immer ein Resultat der Taktik des Ueberraschungsmomentes und dadurch der Möglichkeit. auf kurze Entfernung zu schießen, bevor der Pilot sich der Gefahr bewußt wurde. Manchmal bezogen unsere Schützen auf den Bergrücken ihre Stellungen und hofften, daß sie schräg nach unten auf einen Kampfhubschrauber feuern konnten, der tief unten durch das Tal flog. Eine Zeitlang funktionierte dieses System' und wir konnten sogar einige Hubschrauber mit Panzerfäusten RPG-7 auf diese Art abschießcn. Jedoch lernten die Piloten sehr schnell ihr Leben zu erhalten, indem sie die meiste Zeit sehr hoch flogen.

Einer unserer größten Siege gegen die Luftüberglegenheit, bevor wir Stinger-Raketen einsetzen konnten, war im Jahre 1985' als wir eine Mig-21 herunterholten, die von einem Generalmajor der sowjetischen Luftwaffe geflogen wurde. Dieser flog von Kandahar nach Schindand, als sein Flugzeug von einer SA-7 Rakete getroffen wurde. Der General war in der Lage, sicher mit seinem Schleudersitz auszusteigen, jedoch wurde er von den Mudschahedin gefangengenommen, obwohl sie zu diesem Zeitpunkt nicht seine wahre Bedeutung erkannten. Das Verschwinden des Generals führte zu der wahrscheinlich größten Suchoperation aus der Luft während des Krieges. Eine große Anzahl von Flugzeugen flog herum, um die fehlende Mig zu finden. Aus Angst vor Vergeltung erschossen die Mudschahedin ihren Gefangenen, wußten jedoch mehrere Tage lang nicht, daß es sich um einen General handelte. Später brachten die Mudschahedin seinen Fallschirm mit zurück nach Pakistan, wo er sich noch heute als Souvenir befindet.

Die Sowjets hatten Hunderte von Hubschrauhern, inklusive Aufklärungs- und Transporthubschraubern nach Afghanistan verlegt. Die Hauptbasen für die Hind-D waren Bagram, Shindand. Jalalabad und Kunduz. Die afghanische Luftwaffe hatte eine große Anzahl auf dem Flughafen Kabul, inklusive einer Staffel Hind-Kampfhubschraubern, mit einer weiteren in Jalalabad. In diesen von Afghanen geflogenen Kampfhubschraubern war es normal, daß ein Sowjet oder ein Agent des KHAD Mitglied der Besatzung war. Dies sollte sicherstellen, daß die Aufträge wie befohlen ausgeführt wurden. Als der Krieg fortschritt, besonders, nachdem wir Stinger-Raketen einsetzten, begannen die Hubschrauberpiloten damit, sich bei den Angriffen zurückzuhalten. Die Sowjets tendierten dazu, die afghanischen Hubschrauberpiloten auf die schwierigen Missionen zu schicken, während die Afghanen manchmal einfach nur ihre Munition auf irgendein 'weiches' Ziel schossen, in ihrem Bericht jedoch einen erfolgreichen Angriff vermerkten, obwohl sie nicht mal in die Nähe ihres Angriffziels geflogen waren. Es gab eine Menge Mißtrauen, was durch abgehörte Funksprüche bestätigt wurde.

Sowjets wie auch Afghanen flogen ihre Aufträge, wenn möglich, in Rotten. Schon zu Beginn des Krieges bekamen Konvois auf den Straßen Fliegerschutz, wobei die Kampfhubschrauber entweder über der Kolonne, die sich einen Weg entlang kämpfte, flogen, oder bei weniger wichtigen Konvois auf Abruf bereit standen. Man konnte den Hind-D bei allen Vergeltungsschlägen oder bei der Unterstützung von Bodenangriffen erwarten. Manchmal wurde er als Artillerie aus der Luft verwendet, manchmal auch bei Luftlande- und Luftsturmunternehmen. Seinen Ruf erhielt dieser Hubschrauber jedoch als primaeres Instrument in Search and Destroy-Operationen.

Der Angriff auf das Dorf Rugyan im Jahre 1982 war eine typisch sowjetische Methode. Rugyan hatte eine Einwohnerzahl von ungefähr 800 Personen und lag acht Kilometer nordwestlich von Ali Khel. Es war ein Dorl', in dem hauptsächlich Landwirtschaft betrieben wurde und das zu diesem Zeitpunkt eine prächtig florierende Gemeinschaft war, die die Mudschahedin unterstutzte. Die Lehmhäuser standen zusammen an den tiefergelegenen Hängen der Berge an beiden Seiten des Tales, sowie an einem schmaleren Seitental, dessen Bach aus dem Osten in den Rugyan floß. Im Zentrum des Dorfes waren zahlreiche Brunnen und weitere Häuser. Jede Möglichkeit wurde genutzt, Terassen zu hauen, um für den Anbau von Weizen oder Mais den maximalen Nutzen aus Erde und Raum zu ziehen.

Am fraglichen Tag gingen die Dortbewohner ihren normalen Tätigkeiten nach, als gegen 9.00 Uhr sechs Kampfhubschrauber hoch über dem Tal entdeckt wurden. Die führende Hubschrauberrotte verlor an Höhe und bewegte sich geradewegs auf das Dorf zu. In einer Entfernung von 600 Metern wurden die ersten Raketen abgefeuert, dann weitere; der hochexplosive Sprengstoff zerstörte die Hütten und tötete oder verstümmelte die Bewohner. Wenigstens zwei Stunden dauerte dieses endlose Bombardement. das nur von kurzen Intervallen unterbrochen wurde, wenn eine Rotte abdrehte, um der nächstcn Platz zu machen. Wenn die Kampfhubschrauber ihre Raketen verschossen hatten, begannen sie mit dem Beschuß der Häuser und Felder mit Maschinengewehren. Am Boden flüchteten die jüngeren Maenner in die Berge, während die Älteren sowie die Frauen und Kinder sich hinter den Felsen versteckten. Viele starben auf der Stelle, weitere starben später durch den Schock und Blutverlust. Wenn die Kampfhubschrauber eine Pause machten, begannen die nicht verletzten Bewohner die Verletzten zu versorgen. Es war nutzlos; jede Bewegung am Boden war das Signal für die Kampfhubschrauberzum nächsten Angriff. Es gabkeinerlei Verteidigungsmöglichkeit, die Anzahl der Mudschahedin in diesem Dorf war gering, es gab keine Flugabwehrwaffen und keine Höhlen, in denen die Bevölkerung Schutz finden konnte.

Die nächste Phase wurde durch den Angriff von Bodentruppen von Ali Khel aus eingeleitet. Zweihundert Infanteristen mit mehreren Kampfpanzern, Schützenpanzern und Granatwerfern stoppten ein paar hundert Meter vor dem Dorf. Sie verteilten sich, bevor sie das Feuer eröffneten. Eine weitere halbe Stunde lang hörte man Feuer aus Gewehren, Granatwerfern und schweren MGs, so daß in dem Dorf das unterste nach oben gekehrt wurde. Jedes mögliche Versteck wurde beschossen. Gegen Mittag ließ der sowjetische Kommandeur das Feuer einstellen. Keiner seiner Männer hatte auch nur eine Schramme abbekommen. Dies war eine Search und DestroyOperation, bei der die Zerstörung den Durchsuchungen voranging. Ein afghanischer Offizier schrie durch ein Megaphon und forderte noch lebende Personen auf, herauszukommen. Die geschockten Frauen und Kinder wurde getrennt von der Handvoll Männer, die noch in der Lage waren, zu laufen. Die Durchsuchung der Ruinen begann, wobei die Soldaten alle noch intakten Gebäude in Brand setzten. Den Verletzten wurde keine Beachtung geschenkt, sie wurden die ganze Zeit ignoriert, bis die Truppen letzendlich abrückten, wobei sie ein paar der Männer zum Verhör mitnahmen.

Das war das Ende des Dorfes Rugyan. Alle zweihundert Überlebenden flohen nach Pakistan, wobei sie ihre Verletzten auf Pferde oder Maultiere banden oder in Betten mittrugen. Sie benötigten zehn Stunden, um das Krankenhaus in Parachinar zu erreichen. Bei diesem Zwischenfall hatten die überlebenden Frauen das Glück, daß sie nur mit ein paar Schrammen und blauen Flecken davonkamen. Da es keine reine sowjetische Operation war, gab es keine Vergewaltigungen oder kaltblütiges Abschlachten. Wenn afghanische Truppen vor Ort waren, ließen die Sowjets normalerweise von ihren grausamen Angewohnheiten ab. Bei einer ähnlichen Mission wurden drei junge Frauen von den Sowjets in einen Kampfhubschrauber gezerrt, vergewaltigt und lebend während des Fluges aus dem Hubschrauber geworfen.

Wenn man die Geschehnisse im Dorf Rugyan mit hundert multipliziert, bekommt man eine Idee davon, was die sowjetische Strategie der verbrannten Erde bedeutete. Es gab keine Versuche, die Herzen der Bevölkerung zu gewinnen. Es war vielmehr eine alles durchdringende Zerstörung, die Ermordung von Zivilisten oder ihre Vertreibung ins Exil. Das war ihre Art, ihren Gegner auszurotten, den Mudschahedin die Unterstützung zu entziehen und durch Flüchtlinge weiteren Druck auf Pakistan auszuüben. Ich muß eingestehen, daß dies teilweise erfolgreich war. Hätten wir die Stinger-Raketen bereits im Jahre 1982 oder 83 gehabt, hätten zahllose Zivilisten gerettet werden können.

Fast sechs Jahre hinderte uns die Politik, Stinger-Raketen zu bekommen. Kurz nachdem ich meinen Dienst beim ISI antrat und noch bevor ich die politischen Probleme erkannte, wünschte ich ihre Einführung bei den Mudschahedin. 1984 besuchte mich eine amerikanische Delegation in Rawalpindi. Ein Mitglied dieser Delegation fragte mich, welches Waffensystern ich verlange, um der zunehmenden Bedrohung aus der Luft durch die Sowjets zu begegnen. Ohne zu zögern antwortete ich: "Die Stinger". In ihrer Botschaft fragten meine Besucher den CIA-Stationschef, warum die Mudschahedin diese Waffen nicht bekamen. Die Antwort der CIA war, daß die pakistanische Regierung die Einführung der Stinger-Rakete nicht erlaubte. Dies war jedoch nur die Hälfte der Wahrheit, denn genauso wenig wollte es die US-Administration, ich hatte aber unabsichtlich einen empfindlichen Punkt getroffen.

Der CIA-Stationschef rief mich sofort an, um zu protestieren, daß ich die Delegation glauben gemacht hätte, die CIA sei gegen die Einführung der Stinger-Raketen, obwohl ich wußte, daß auch meine eigene Regierung dagegen sei. Zu diesem Zeitpunkt wußte ich derartiges nicht, aber offensichtlich hatte ich durch meine Ignoranz Probleme verursacht. An diesem Abend mußte ich General Akthar erklären, was ich getan hatte. Ich betonte, daß ich irgendwelche politischen Motive, die gegen die Nichteinführung dieser Waffe sprachen, nicht erkannte und daß meine Forderung nach dieser Waffe rein auf militärischer Beurteilung beruhte. Der General verlangte ein Treffen mit der Delegation, um unseren Standpunkt klar zu machen. Ich fiel dabei durch meine Abwesenheit auf.

Obwohl es nicht zu bestreiten war, daß die Stinger die ideale Waffe war, mit der ein Infanterist ein Flugzeug vom Himmel holen konnte, betrachtete es Pakistan so, als wenn diese Waffe zu gut wäre. Sie war zu diesem Zeitpunkt die beste Waffe dieser Art in der Welt und gerade erst in den US-Streitkräften eingeführt worden, so daß die Technologie dieser Waffe streng geheim war. Präsident Zia vertrat den Standpunkt, daß diese moderne amerikanische Waffe im Gegensatz zu der Politik stehen würde, daß alle Waffen, die die Mudschahedin bekämen, aus kommunistischen Ländern stammten. Erst 1986 änderte er seine Meinung. Die Einführung der Stinger konnte nicht lange geheim gehalten werden. Raketen oder sogar das Waffensystem hätten erbeutet oder von gegenerischen Agenten gesehen werden können. Wie konnte in diesem Falle Pakistan immer noch leugnen, daß die USA den Jihad direkt unterstützten? Ebenso, was jedoch niemals öffentlich bestätigt wurde, war der Präsident darüber besorgt, daß eine Stinger-Rakete in die Hände einer Terror-Organisation fallen könnte, die diese gegen pakistanische Flugzeuge benutzen würde. Präsident Zia hatte viele Feinde, die bereits einmal versucht hatten, sein Flugzeug abzuschießen. Ironischerweise hatte Präsident Zia später Recht, weil sein Flugzeug durch einen Terroranschlag, jedoch nicht durch eine Stinger-Rakete, abstürzte.

Die CIA erklärte der Delegation nicht, daß sich der Wunsch der pakistanischen Regierung mit ihrer eigenen Regierung deckte. Die US-Administration war genauso besorgt darüber, daß ihre neue Wunderwaffe in die falschen Hände fallen könnte. Es war unvermeidbar, wenn die Stinger-Raketen an die Mudschahedin ausgegeben würden, früher oder später eine dem Gegner während eines Gefechtes in die Hände fallen würde. Man mußte auch damit rechnen, daß ein Agent des KHAD eine der Waffen stehlen könnte oder sogar eine der Waffen verkauft würde. Der Verkauf einer Stinger würde einen Mann für den Rest seines Lebens mit Geld versorgen. Es war richtig, daß die Amerikaner fürchteten, daß die Sowjets die Technologie der Stinger-Raketen kennen lernten. Sie waren ebenso besorgt darüber, daß die Waffe Terroristen in die Hände fallen würde, die diese dann gegen ein Zivilflugzeug benutzen könnte. In diesem Zusammenhang bestand die Gefahr, daß die Waffen in die Hände des Iran fielen, was unter den Umständen des Krieges in Afghanistan nicht unwahrscheinlich war. In diesem Fall erwiesen sich die Befürchtungen der USA als gerechtfertigt, weil 1987 sowohl den Sowjets als auch dem Iraner Stinger-Raketen in die Hände fielen.

1985 betrachtete ich die Streitfrage über die Stinger-Rakete als die größte und wichtigste ungelöste Frage, um die Sowjets auf dem Gefechtsfeld besiegen zu können. Ich legte immer mehr Nachdruck in meine Anforderungen, eine effektive Flugabwehrwaffe zu bekommen. Wie ich bereits vorher dargestellt habe, wurde ich zuerst mit den Oerlikon-Flugabwehrkanonen und danach mit den Blowpipe-Raketen abgespeist. Immer waren es die zivilen Behörden, sowohl in Pakistan als auch in Amerika, die unterstellten, daß diese Waffen in die Hände der Sowjets fallen, oder daß Terroristen die Waffen gegen den Präsidenten benutzen könnten. Natürlich konnte ich eine derartige Garantie nicht geben. Jedoch wurden auch bald StingerRaketen aus einem Stützpunkt der Amerikaner in der Bundesrepublik gestohlen, so daß diese Argumente von vornherein fragwürdig waren. Ich wußte mit Sicherheit, daß ohne die Raketen die Moral der Mudschahedin nach und nach sinken würde.

Ein weiterer Wink des Schicksals waren der zeitweise Verlust von Zhawar und die sowjetisch/afghanischen Erfolge rund um Ali Khel, die letztlich meine Gedanken und meinen Blickwinkel veränderten. Obwohl ich für die Einrichtung dieser Festungen und für die Verteidigung in einer konventionellen Feldschlacht Kritik ertragen mußte, stellte sich heraus, daß dieser Fehler, wenn es ein Fehler war, mir die StingerRaketen brachte. Sie waren dazu gedacht, das Gleichgewicht auf dem Gefechtsfeld wieder zu unserem Vorteil zu verändern. Es waren die schweren Gefechte entlang der pakistanischen Grenze im April 1986, die jedem Angst machten, so daß darüber die Amerikaner die Risiken vergaßen und uns Stinger lieferten. Ich untermauerte meine Forderungen mit den Thesen der amerikanischen Analytiker, die sagten, daß wir mit dieser hohen Zermürbungsrate nicht mehr länger durchhalten könnten; daß die Mannstärken abnahmen; daß die Männer auf dem Gefechtsfeld müde waren und daß die jüngere Generation nicht gewillt war, in den Jihad zu ziehen. Ich stimmte nicht mit all diesen Theorien überein, aber sie brachten mir zusätzliche Punkte für die Durchsetzung meiner Forderungen. In der Mitte des Jahres stimmte der Präsident der Einführung zu, plötzlich bekamen wir die Stinger-Raketen.

Das erste Problem war die Ausbildung, auch bei dieser Waffe verlangten wir, daß die Mudschahedin von Pakistanern ausgebildet wurden und nicht von Amerikanern. Das bedeutete, daß unsere Ausbilder Mitte Juni in den USA ausgebildet werden mußten. Mittlerweile wurde die Stinger-Ausbildung im Lager Ojhri bei Rawalpindi organisiert, komplett mit Simulator. In der Praxis wurde die gesamte Ausbildung an diesem Simulator durchgeführt, es gab kein Schul- oder Gefechtsschießen für die Schützen, bevor sie in Afghanistan wirkliche Einsätze durchführten.

Sie konnten nicht mehr als 20 Mudschahedin gleichzeitig ausbilden, weil das erforderliche Ausbildungmaterial begrenzt war. Die Zustimmung der Amerikaner galt für eine anfängliche Lieferung von 250 Abschußgeräten, zusammen mit 1.000 bis 1.200 Raketen und bedeutete, daß wir einige Zeit benötigten, um die erforderlichen Einheiten auszubilden, damit wir alle Stinger-Raketen einsetzen konnten. Wir konnten plötzlich Afghanistan mit diesen Waffen überschwemmen.

Ich befragte persönlich den größten Teil der Kommandeure, die für die Ausbildung ausersehen waren und wählte sie dann auch aus. Ich hielt speziell Ausschau nach Mudschahedin, die bestätigte Abschüsse auf dem Gefechtsfeld hatten, speziell mit den alten SA-7. Dadurch war die Hälfte der Auszubildenden an den Stinger-Raketen bereits kompetente SA-7-Schützen, die bereits ein oder mehrere Abschüsse in der Vergangenheit verbucht hatten.

Die Amerikaner sahen einen vierwöchigen Lehrgang für die Mudschahedin vor. Unsere zehn pakistanischen Ausbilder, die in Amerika acht Wochen ausgebildet worden waren, waren jedoch der Meinung, daß drei Wochen völlig ausreichend wären. Unsere ersten Ausbildungen dauerten vier Wochen, bis wir fühlten, daß dies ausreichend war. Im Durchschnitt reichten drei Wochen, wobei auch Lehrgänge oft nur fünfzehn Tage dauerten. Die Amerikaner schickten einen Offizier, um unseren ersten Lehrgang zu beobachten. Nach dessen Informationen lag die durchschnittliche Trefferquote amerikanischer Soldaten, die an der Stinger ausgebildet waren, unter Friedensbedingungen bei 60 bis 65 Prozent. Sie erachteten das als befriedigend. Später durchgeführte Statistiken belegen, daß die Erfolgsrate der Mudschahedin bei 70 bis 75 Prozent lag, während unsere pakistanischen Ausbilder 95 Prozent erreichten.

Ich führe diese exzellenten Resultate auf den hohen Standard der Ausbildung zurück, auf den Willen der Mudschahedin zum Erfolg und die normale Fähigkeit der Mudschahedin, mit Waffen umzugehen. Weiterhin führe ich sie auf die aggressiven Flugabwehrtaktiken zurück, die wir mit den Stinger entwickelten. Im Kontrast dazu waren die Bemühungen der pakistanischen Armee mit dieser Waffe düster. Eine Anzahl von Stinger-Raketen wurde den Einheiten in den Grenzgebieten zur Verfügung gestellt, um eine Antwort auf die zahllosen Verletzungen des pakistanischen Luftraumes zu bieten. Meines Wissens nach schoß die pakistanische Armee 28 Stinger-Raketen auf gegnerische Flugzeuge ab, ohne einen einzigen Abschuß zu erreichen. Im Frühjahr 1987 behauptete die pakistanische Armee, ein Flugzeug mit einer Stinger-Rakete abgeschossen zu haben. Es gab große Aufregung. Der Korpskommandeur in Peshawar, General Aslam Beg, (nun Führer der pakistanischen Armee und der einzige General, der im August 1988 nicht an Bord des Präsidentenflugzeuges in Bahalwapur war) wollte ein Treffen unterbrechen, um den Premierminister persönlich davon zu unterrichten. Ich befand mich zu diesem Zeitpunkt in Peshawar und bat Hekmatyar, in dessen Gebiet das Flugzeug wahrscheinlich abgestürzt war, dies für mich zu überprüfen. Er stand im Funkkontakt mit seinem Stützpunkt, und so konnte er innerhalb weniger Minuten bestätigen, daß kein Flugzeug abgeschossen worden war. An diesem Abend bekam ich in Islamabad einen Anruf von General Akbtar, der von mir verlangte, das Flugzeugwrack bergen zu lassen. Er war überrascht, als ich ihm erklärte, daß es kein abgeschossenes Flugzeug gab, und ich versprach ihm, einen Offizier mit der Suche nach dem Flugzeug zu beauftragen. Der Offizier bestätigte unsere Version der Geschichte, was nicht gerade für Freude in der pakistanischen Armee sorgte. Diese hatte ebenso einen Offizier zu den Mudschahedin geschickt, um ihre Behauptungen zu unterstützen, der einige Flugzeugteile von einem anderen abgeschossenen Flugzeug als Beweis für ihre Leistung zusammensammeln sollte.

Die Amerikaner flogen ein Spezialistenteam ein, um herauszufinden, warum die pakistanische Armee keine Resultate mit den Stinger-Raketen erreichten. Altere Armee-Offiziere taten die Anzahl der von den Mudschahedin behaupteten Ahschüsse als Propaganda ab Wenn der Präsident und General Akhtar anwesend waren, behaupteten sie, daß sie eine veraltete Version der Stinger bekommen hatten. Ich glaube, daß die pakistanische Armee die Waffe nicht offensiv einsetzte, weil man die Flugzeuge nicht in einen Hinterhalt locken konnte, bcvor man sie übcrraschcnd bcschoß. Sie befanden sich vielmehr in stationaren Stellungen und warteten auf em Ziel, das über sie hinwegflog. Man muß jedoch fair sein und dazu sagen, daß dies die einzige Möglichkeit bei den Umständen an dcr Grenze war.

1987 wurde ich informiert, daß eine F-16 der pakistanischen Luftwatfe in der Nihe von Miram Shah abgeschossen wurde, wobei die Absturzstelle in Atghanistan lag. Der Bericht behauptete, daß dies auf einen Stinger-Angriff durch die Mudschahedin zuruckzuführen war. Dies führte zu einem monumentalen Spektakel. Jedermann wandte sich gegen den ISI: "lch habe es euch gesagt, daß die Mudschahedin nimals

dicsc Waffe hätten bekommen sollen, sie wurden nicht ausreichend ausgehildet. Sie können sowjetische und pakistanische Flugzcugc nicht unterscheiden." Ich jedoch war von Anfang an skeptisch, weil kein einziges Stinger-Team in der Gegend eingesetzt war oder durchmarschierte. lch informierte General Akhtar darüber; die Gerüchteküche brodelte jedoch weiter, auch daß die Rakete aus Pakistan heraus abgefeuert wurdc. Die Panik dauerte 24 Stunden an, bis eine ordentliche Untersuchung ergab, daß das Flugzeug von einem anderen pakistanischen Kampfflugzeug abgeschossen worden war. Es gab eine große Verlegenheit, als bekannt wurde. daß die pakistanische Luftwaffc die Schuld traf und nicht die Mudschahedin.

Der wichtigste Diskussionspunkt war jedoch, wo wir am besten unsere Wundcrwaffen stationieren konnten. Wir konnten Afghanistan nicht plötzlich mit Hunderten von Stingcr-Raketen überfluten, und so fiel die strategische Wahl zuerst auf die gegnerischen Flugfelder und Flugplätzc oder die Nähe der pakistanisch-afghanischen Grenze, um dadurch eine engere Kontrolle über die Feuertcams zu haben. Durch eine Stationierung an der Grenze war auch die Gefahr, daß die Raketen in die Hände des Gegners fielen, geringer. Ich stimmte für die crste Wahl. Ich fühlte, daß es richtig sei, die Stinger-Teams offensiv zu benutzen, um Angriffe gegen die wichtigen Flugplätzc durchzuführen. Dies waren dic Plätze. wo unsere Ziele konzentriert waren. Wenn wir das Uberraschungsmoment erhalten konnten und dcn Gegner auf seinen eigenen Flugplätzen hart trafen, dann würden wir einen enormen moralischen Vorteil erringen. Wenn wir sie in der Nähe unserer Grenzstützpunkte stationiert hätten, hätten wir die Initiativc wieder an den Gegner verlorcn. Alle unsere amerikanischen Freunde stimmten dem zu, mit Ausnahme ihrcs Botschafters, der sich wieder in militärischc Themen einmischen wollte, die cr nicht einmal kompetent verstand; wie bei diesem Beispiel. Er wollte, daß die Raketen rund um Barikot und Khost aufgestellt wurden.

Es siegte jedoch militärische Vernunft (Karte 18). Wie bereits zuvor geschildert, erreichten die crsten Stinger-Raketen spektakuläre Erfolge auf dem Flugplatz von Jalalabad. Wir schlossen ebenso Kabul und Bagram in die Phase 1 unserer Aufstellung cin. Dieser Phase folgte der Transport über den Hindukusch zu den Flugplätzen von Mazar-i-Sharif, Faizabad, Kunduz, Maimana und in die Nähe des Amu. Die dritte Phase verlief mehr in einer defensiven Rolle, in der die Stinger-Raketen in den Provinzen, die an Pakistan grenzten, stationiert wurden. Die letzte Aufstellung von Raketen erfolgte rund um die Flugfelder von Kandahar und Lashkargah. Dieses Gebiet hatte nur eine geringe Priorität, weil das Gelände so flach war, daß dieser Vorteil es dem Gegner ermöglichte, jegliche Bewegungen der Mudschahedin mit Leichtigkeit zu entdecken.




Die Stinger-Rakete brachte das taktische Gleichgewicht wieder auf unsere Seitc. Als ein Erlolg dem anderen folgte, stieg die Moral der Mudschahcdin, wohingegen die des Gegners fiel. Wir wußten nun, daß die sowjetischen und afghanischen Piloten Angst hatten und sich in der Defensive befanden. Sie bekamen Angst vor Tiefflügen. Aus Angst vor den Angriffen wurde jedes Transportflugzeug am Flughafen von Kabul beim Start und hei der Landung von Hubschraubern begleitet, die ständig Leuchtkugeln ahschossen. Sogar zivile Flugzeuge, die wir gar nicht angreifen wollten, fiihrten einen aus größer Höhe heruntergeschraubten Anflug durch, was zur vergrößerten Nervosität der Passagiere führte. Wir hatten die Kommandeure darüber instruiert, daß wir nicht nur Flugzeuge jagten, sondern auch die Besatzungen. Wir wollten mehr tote Piloten als zerstörte Flugzeuge, weil die weitaus schwerer zu ersetzen waren als die Flugzeuge. Wir wollten mehr Piloten töten oder gefangennehmen? indem wir spezielle Trupps ausbildeten. die diese Aufgabe durchführen sollten. Sie wurden von Stinger-Einheiten begleitet, wenn dies möglich war. Wir gingen sogar soweit, daß wir die Kantinen der Piloten in Kabul und Bagram mit Raketen angriffen.

Obwohl es niemals Bestandteil unserer Politik war, gefangene Piloten absichtlich zu töten, versuchte die sowjetische Propaganda, glaubhaft zu machen, daß für Piloten die Gefangennahme mit dem Tod gleichbedeutend war. Dies war jedoch auch schon lange vor der Einführung der Stinger-Raketen so. Im Jahre 1984 hatte der couragierte britische Fotograf John Gunston diese Angst auf einem Foto eines toten sowjetischen MiG-21-Piloten festgehalten, welches in der französischen Zeitung L'Express veröffentlicht wurde. Das Bild zeigt den Piloten neben seinem Fallschirm in seinem Schleudersitz. Seine Hand lag an seinem Kopf. Er konnte mit dem Schleudersitz aus dem Flugzeug aussteigen, riß sich jedoch beim Ausstieg im Cockpit das Bein ab. Nach der Landung, die unter Schmerzen verlaufen sein mußte, schoß er sich selbst in den Kopf, um die Gefangennahme zu verhindern. Später nahmen die Mudschahedin die Pistole aus seiner Hand. In seinem Buch 'Soldaten Gottes' beschreibt Robert Kaplan die Aussage von John Gunston so: Der Pilot lag dort mehrere Wochen, er wurde schwarz in der Sonne durch den Schnee wurde sein Körper vor dem Verfaulen bewahrt. Die Maden hatten bereits ein Loch in sein Gesicht gefressen. Ich fand seine Funkunterlagen und ein Handbuch über die MiG-21. Die Mudschahedin jedoch ließen mich das Buch nicht behalten.

1987 wurde im Tal von Logar ein Hubschrauber mit einer Stinger augeschossen, der nach dem Einschlag am Boden ausbrannte. Die Mudschahedin durchsuchten die Trümmer, und ein Guerilla wurde dabei gefilmt, wie er ein dünnes schwarzes Etwas mit Hilfe seines Stockes anhob, das der Körper des Piloten sein mußte. Es sah aus wie eine groteske Puppe aus Kohle.

In den zehn Monaten nach dem ersten Einsatz der Stinger-Raketen bis zum August 1987, als ich den ISI verließ, wurden 187 Stinger-Raketen in Afghanistan eingesetzt. Von diesen trafen fünfundsiebzig Prozent gegnerische Flugzeuge. Zu diesem Zeitpunkt waren nur in drei Provinzen keine Stinger-Raketen stationiert. Wir unterrichteten die Kommandeure immer, offensiv zu planen und zu agieren. Diese übten starken Druck auf einen Posten oder auf eine Stellung aus und hofften, daß diese über Funk Verstärkung heranriefen. Wenn Hubschrauber kamen, wurden diese in Hinterhalte gelockt. Gleichzeitige Feuerüberfälle auf Flugplätze sollten beim hellen Tageslicht die Hind-Kampfhubschrauber in den Himmel zwingen. Manchmal kamen diese, verblieben jedoch in großer Höhe feuerten ein paar Raketen ab und verschwanden wieder. Wenn die Kampfhubschrauber in großer Höhe blieben versuchten die Mudschahedin, durch das wilde Herumfahren mit ein oder zwei Fahrzeugen, eine Menge Staub aufzuwirbeln um dadurch das vermeindliche Opfer zum Angriff zu bewegen. Wenn der Kampfhubschrauber dann zum Angriff ansetzte wurde er gewöhnlich abgeschossen. Also blieben sie meist in größerer Höhe.

Es besteht kein Zweifel daran dass die Einführung der Stinger-Raketen zu einer beträchtlichen unruhe unter den gegnerischen Flugzeugbesatzunge führte. Als bei einem Zwischenfall zwei Kampfhubschrauber ein Dorf unter Beschuss nahmen, wurde ein Hubschrauber von einer Stinger-Rakete getroffen worauf der Pilot des zweiten Kampfhubschraubers in Panik floh. Im Winter 1986/87 war es das erste Mal, daß Kommandeure und Führer darauf vorbereitet waren, in großer Anzahl Operationen bei schlechtem Wetter durchzuführen - vorausgesetzt, daß sie ausreichend StingerRaketen zur Verfügung hatten. Es war der erste Winter, in dem wir keinen Boden um Kabul verloren, vielmehr wurden einige Außenposten durch die Mudschahedin zurückgewonnen, weil die gegnerischen Kampfhubschrauberpiloten Angst vor den Stinger-Raketen hatten.

Ohwohl wir immer wieder auf die Sicherheit hinwiesen, konnten wir nicht verhindern, daß Raketen oder Raketenteile sowie Abschußgeräte dem Gegner in die Hände fielen. Zweimal geschah im Jahre 1987 das Unvermeidbare zuerst an die Sowjets und dann an die Iraner.

Wir hatten ein Team ausgebildet, das in dem Gebiet von Kandahar unter der Führung des berühmten Mulla Malang (der Schlächter) operierte. Auf seinem Rückweg zu seiner Basis wurde er durch eine Einheit der Speznas mit drei Stinger-Raketen in einen Hinterhalt gelockt. Trotz meiner persönlichen Bemuhungen. die Mudschahedin zu taktisch geschickem Verhalten anzuleiten und auch während des Marsches immer in Alarmbereitschaft zu sein, brach er alle Regeln der Sicherheit. Die Vorhut hatte zwei Abschußgeräte und vier Raketen, während er sich mit der verbleibenden Stinger-Rakete hinter dem Hauptteil der Soldaten befand. In dem Moment, wo die Vorhut einen Halt durchführte, wurden sie von den Speznas. die plötzlich mit Hubschraubern auftauchten, gestellt. Die Hubschrauber wurden nicht abgeschossen sondern landeten. und die ausschwärmenden Speznas töteten die Mudschahetlin und nahmcn den Rest der Gruppe, mit Ausnahme eines Mannes. gefangen.

Monatelang zögerte ich, Stinger-Raketen in den Provinzen zu stationieren. die an den Iran angrenzten. Es bestand ein großes Risiko, daß sie dort verkauft oder einfach an die Iraner übergeben wurden. Nachdem wir wußten daß die Sowjets zwei Stinger-Raketen in ihrer Gewalt hatten. entschied ich. die Chance zu nutzen. Wir führten die Waffe in den Gebieten in der Nähe von Herat Shindand und anderen Gebieten in der Nähe der iranischen Grenze ein. In Herat war Tooran Ismail der erste Kommandeur in seiner Region, der die Stinger-Raketen durch seinen Stellvertreter, den früheren Oberst Alauddin, der zur Stinger-Ausbildung nach Pakistan kam und später die Raketen selbst eskortierte, bekam. Danach wählten wir einen weniger wichtigen Kommandeur von Khalis Partei aus. Nach der Ausbildung bekam er zwei neue Fahrzeuge und wurde bis zur Grenze eskortiert, wo er im Detail darüber informiert wurde, welche Route er durch die Provinz Helmand nehmen sollte. Auf keinen Fall sollte er sich in den Iran begeben. Ohne rechte Entschuldigung kehrte dieser Kommandeur nach einer kurzen Reise nach Afghanistan unter dem Vorwand, mehr Waffen empfangen zu wollen, nach Quetta zurück, während seine Mudschahedin den Weg zum Einsatzort fortsetzten. Sie hatten Schwierigkeiten, den Fluß Helmand zu überqueren und wichen deshalb von der beabsichtigten Route ab. Ob sie absichtlich oder aus Versehen auf iranischem Territorium in Gefangenschaft genommen wurden, weiß man nicht. Sie wurden von den Passadars (iranische Grenzaufklärer) gefangengenommen. Sie hatten vier Stinger-Abschußgeräte mit 16 Raketen bei sich. Oftmals wiederholte Forderungen durch Khalis und Rabbani, die exzellente Kontakte in den Iran unterhielten, schlugen fehl. Sie bekamen die Raketen nicht zurück. Die iranischen Behörden verweigerten niemals die Zurückgabe der Waffen, sondern verzögerten die Rückgabe mit der einen oder anderen Ausrede. Diese Raketen sind bislang nicht wieder aufgetaucht. Ich weiß nicht, ob es allgemein bekannt ist, daß der Iran seit dem Jahre 1987 Zugang zu diesen Waffen hat, und so kann ich nur beten, daß diese Waffen niemals bei einer Terror-Organisation enden. Es ist überflüssig zu sagen, daß Khalis während meiner Dienstzeit zum letzten Mal Stinger-Raketen bekam.






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